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Die Fuhse

Die Fuhse – Grenzfluß einst und heute

Ein Flußlauf der im behördlichen Jargon wie folgt beschrieben wird…

Die Fuhse ist ein 100 km langer, orografisch linker und südlicher Nebenfluß der Aller in Niedersachsen, Deutschland, der im Oderwald bei Flöthe entspringt und bei Celle in die Aller mündet.

Etymologisch betrachtet ist der Name Fuhse vermutlich verwandt zum althochdeutschen funs und altenglischen fūs (schnell, zielstrebig) und kann somit auf eine wahrscheinlich urgermanische Wurzel *funsaz (bereit, willig) zurückgeführt werden.


Ein Flußlauf der in früheren Zeiten große Herzog- und Fürstentümer voneinander getrennt hat…

In unserem Bereich waren es meist das Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel und das Fürstentum Hildesheim.

Ein Flußlauf der auch heute noch durch seinen Verlauf die Geschichte prägt, auch die Geschichte der Burg Steinbrück.

Ich versuche mal ein bisschen Ordnung in den doch etwas verwirrenden Flußlauf im Burggebiet zu bringen. Und daraus ergebend auch den Verlauf des Burggrabens.

Der Hauptlauf der Fuhse ist für viele Personen, mit denen ich gesprochen habe, der Bereich den man eindeutig hinter dem alten Burgwall östlich und nordöstlich sieht, mit der Steinbrücke an der alten Mühle…, das ist ein Punkt dem ich zustimme…, zumindest seit den großen Gebietsreformen die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in „Niedersachsen“ noch unter preußischer Regierung initiiert und ausgeführt wurden.

Andere Stimmen besagen, daß die Fuhse einst quer durch den Ort verlief und dann an der Steinbrücke zur Alten Mühle abbog…, auch dem stimme ich zu, denn auch das lässt sich durchaus belegen.

Geschichtlich gesehen gibt es noch eine dritte…oder auch eine vierte sehr interessante Version…, das mit den Mühlen ist auch noch so eine Geschichte für sich. 

Aber fangen wir mal so um 1300 an… Der gesamte Bereich um die zukünftige Burg ist ein Niederungsbereich der durch die Fuhse so viel Wasser zugeführt bekommt, das es hier weitreichende Morast- und Sumpfgebiete gibt. 

Der Weg der sich hier von West nach Ost zieht und dieses Gebiet kreuzt, ist schon seit den Römern eine wichtige Querverbindung als Handels- und Heeresweg, als Abzweig des großen Hellwegs vom Rhein an die Elbe als H1, als R1 oder heute als B1. Der Bereich unterhalb der Burg bietet zu der Zeit eine Querungsmöglichkeit der sumpfigen Gebiete die als Furten bezeichnet werden. In wie weit das mit der Namensgebung des anliegenden Groß Lafferde, von Laferdi oder Laffordi, zu tun hat lässt sich der Ortschronik entnehmen. Um 1300 wird hier ein Damm aufgeschüttet und auch eine befestigte Holzbrücke aufgebaut um das Passieren zu erleichtern, vermutlich gleich mit einer Zollstelle. Die Holzbrücke wird aus Gründen der Stabilität und häufigen Zerstörung bei Grenzstreitigkeiten in dem folgenden Zeitraum durch eine feste Steinbrücke ersetzt. Und um diese Brücke zu verteidigen wurde dann ab 1370 eine Burg an der Steinbrücke errichtet…, dazu später eine Vermutung von mir. 

Die dritte Version beziehe ich auf geschichtliche aber vorwiegend kartenbasierende Recherche, nämlich den Verlauf der Fuhse nicht direkt an der Burg zu sehen oder durch den Ort, den es Anfang des 14. Jahrhunderts so auch noch nicht gab. Die Grenze zwischen den Territorien verlief früher und auch heute noch zwischen Hildesheim und Peine ein Stück weiter östlich. 

In einer preußischen Karte von 1898 taucht der Name Alte Fuhse auf, genau mit dem Grenzverlauf, heute wird dieser schwache Bachlauf als Groß Lafferder Riethe betitelt. Auch dort gibt es eine Steinbrücke…, dazu folgt auch noch eine Vermutung von mir.

Die vierte Version ist ebenso interessant wie kurz erklärt. Zu einem ungefähr bestimmbaren Zeitrahmen kommen alle drei vorherigen Versionen zusammen zum Tragen… Daraus ergibt sich ein ziemlich weitläufiges, dreifach gestaffeltes umlaufendes „Burggraben-Design“. Dreifach?? Aussen die Alte Fuhse und der Wasserlauf im Ort und zweitens der kanalisierte Lauf um die gesamte Burg so wie er heute noch teilweise vorhanden ist.

Wer aufmerksam gelesen hat und zählen kann, dem fällt bestimmt auf das der dritte Burggraben fehlt!?! Dafür muss ich aber nochmal etwas ausholen…

Allerdings habe ich dazu leider nicht wirklich durchgängige, stichhaltige Belege, versuche es aber in meiner Vermutung so gut es geht zu erklären.

Der Bau eines Dammes und einer Brücke, ob Holz oder Stein, kostete einiges an Geldern, Material und Arbeitern. Um so etwas zu refinanzieren, verhängte man Wegezölle an solchen markanten Querungspunkten, das wiederum führte oft zu Streitigkeiten, die auch schnell zu kleinen kriegerischen Auseinandersetzungen führen konnten. Um das von vornherein zu unterbinden wurde nahe der Steinbrücke oder schon vorher an der Holzbrücke eine befestigte Verteidigungmöglichkeit aufgebaut. Wie der Aufbau aussah ist nicht genau überliefert, war es ein festes Zoll-Haus, ein Wartturm oder schon eine kleine Burganlage?? Geschichtlich gibt es eine wage Aussage das bereits 1346 eine „Burg“ an der Steinbrücke stand, an der hätten dann aber die flüchtenden Braunschweiger aus der Schlacht bei Dinklar 1367 vorbei müssen. Um 1370 wurde wohl mit den grundlegenden Arbeiten an einer Befestigung begonnen, knapp 10 Jahre später war alles mit Wällen und Graben umgeben fertiggestellt. 1383 wird das Castrum Steynbrugge urkundlich erwähnt, über deren Aussehen gibt es kaum Material. 

Aus architektonischen Gesichtspunkten und unter Berücksichtigung aller baulichen Ergebnisse eines mir vorliegenden Gutachtens ergibt sich eine Art quadratische Kernburg mit einem massiven, etwas kürzeren Palas nach Nordost, einer Wehrmauer im Ost- und Südbereich, einem Bergfried im Südwesten und einer schließenden Wehrmauer mit Zugbrücke im Westen. Eine Zugbrücke überspannt meist einen Graben, damit haben wir dann den dritten Wassergraben direkt um die Burg gefunden. Dieser wurde anfangs wohl durch kleine Stichkanäle aus der Fuhse gespeist, nach den großen Erweiterungen im Grabensystem dann als Trockengraben und Zwinger verwendet.

Ein Punkt noch…, welche Steinbrücke ist denn jetzt namensgebend?? Die an der Mühle oder die über die Riehte??

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Vogelperspektive

  1. Wilhelm Heise

    Die Fuhse wurde im Bereich der Steinbrück erst durch die Folgen der Stiftsfehde zum Grenzfluss und hat diese Bedeutung durch die Restitution des Großen Stiftes im Jahre 1643 wieder verloren.
    Das Amt Steinbrück ist im Jahre 1449 entstanden. Es wurde aus der Go Eggelsen gebildet, die vom Amt Peine abgetrennt wurde. Somit durchfloss die Fuhse im Bereich Steinbrück stets Stiftsgebiet und bildete keine Grenze zum Braunschweigischen.
    Als Steinbrück wurde zweifellos die Brücke über die Fuhse bezeichnet. Die steinerne Riethebrücke (wenn sie überhaupt existiert hat) ist wenig bekannt, unbedeutend und nicht namensgebend gewesen.

  2. Wilhelm Heise

    Über die Brücken hat der Stadtbaurat Adolf Nülle aus Groß Lafferde in den 1920er Jahren folgendes geschrieben:

    Die Schluisigkolkbrücke und der Schlagbaum vor derselben befindet sich neben der Riiethebrücke an der Steinbrücker Grenze.
    Das plattdeutsche Wort Schluisig ist gleich dem hochdeutschen Schleuse. Schleusen sind Öffnungen, welche in den Dämmen angelegt werden, um dem hinter dem Damm befindlichen Wasser den Abzug zu gestatten. So war es auch bei Steinbrück. Hier war ein Damm, Wegedamm, durch die Niederung vom Abzweig der Himstedter Chaussee bis über die Fuhse an der Lafferder Grenze geführt. Hier musste nicht nur das Fuhsewasser, sondern auch dasjenige Wasser, welches sich zu gewissen Zeiten hinter dem Damm (Südseite) ansammelte, durch denselben hindurchfließen. Bisweilen sind die Schleusen auch mit Verschlusseinrichtungen versehen, um das Wasser ganz oder teilweise absperren zukönnen. Derartige Einrichtungen sind bei der Schluisigbrücke nicht nachweisbar.
    Die Brücke liegt unmittelbar an dr Lafferder Grenze und führt über die Riethe. Auf der Lafferder Seite bestand ein Schlagbaum, den die Gemeinde unterhalten musste. Dieser Schlagbaum ist wahrscheinlich infolge der Polizeiverordnung von 1650 zum Schutze der Ortschaften aufgerichtet worden. Eine letzte Reparatur desselben ist wohl im Jahre …. (Jahresangabe fehlt) ausgeführt.
    Durch den Bau der Festung ist die Fuhse westwärts verlegt. Die Brücke ist geblieben.

  3. KylianHovemanvonBrassel

    Vielen Dank Herr Heise für diese umfangreichen fundierten Kommentare, die auch mir noch bei der geschichtlichen Arbeit neues Material liefern und die Beantwortung meiner Frage. Schwierig ist es immer in der Geschichte, wenn gewisse Zeitabschnitte nicht genauer angegeben sind oder trotz Erklärungen für „Außenstehende“ schwer zu erfassen sind. Ein allgemeiner Grenzzug an der Riehte der für Jahrhunderte Gültigkeit hatte und immer noch hat ist dementsprechend leichter begreifbar als eine genaue Zerlegung nach dem Wer, Wo, Wann,Was-Schema. Die genaue Aufdröselung der Schemata ist für uns Geschichtler und Historiker natürlich immer wünschenswert, aber als allgemeine Erklärung immer wieder zu komplex und meist verwirrend für unsere Besucher.

    Vielen Dank vom Geschichtsbeauftragten Kylian

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